Bereits 1822 regte Carl Anton Henschel eine Eisenbahnverbindung mit Pferdebetrieb von Frankfurt über Kassel nach Bremen an. Nachdem es in England ab etwa 1832 Eisenbahnen gab, wurde in Hessen ein Verein zum Bau einer solchen Bahn gegründet.
Aufgrund eines Staatsvertrages zwischen Kurhessen, dem Großherzogtum Hessen und Frankfurt konnte 1847 mit dem Bau der „Main–Weser–Bahn“ begonnen werden. Der Vertrag sah eine „. . . Eisenbahn von Cassel über Marburg, Gießen, Friedberg, Vilbel und Bockenheim nach Frankfurt auf Staatskosten . . . “ vor.
Beim Bau selbst fanden dann viele Anwohner und auch viele Ausländer Arbeit. Die einheimische Landbevölkerung, die Tagelöhner und Handwerker, wurden vornehmlich für die einfachen Erdarbeiten mit niedriger Entlohnung eingesetzt. Obwohl damals alle Arbeiten noch von Hand -mit Schaufel und Pickel- erledigt werden mußten, kam die Arbeit beim Eisenbahnbau schnell voran.
Für den Bereich Wenkbach erfolgte die Ausschreibung der Arbeiten im „Wochenblatt für die Provinz Oberhessen“ vom 8. Mai 1847.
Im April 1850 kam der erste Eisenbahnzug von Kassel in Marburg an. Schon Anfang Juni erfolgten die ersten Probefahrten der Eisenbahn auch in unserem Bereich, auf der Strecke Marburg – Lollar. Diese Strecke wurde dann am 25. Juli 1850 offiziell in Betrieb genommen. Schon vier Wochen später erfolgte die Freigabe der zunächst eingleisig gebauten Strecke bis Gießen.
Die Eröffnung der gesamten Strecke der Main-Weser-Bahn von Kassel bis Frankfurt wurde am 15. Mai 1852 feierlich begangen. Zunächst verkehrten laut Fahrplan täglich drei Züge in jede Richtung.
Viele Männer, einige auch aus Wenkbach, fanden durch den nun laufenden Betrieb der Eisenbahn auf Dauer Arbeit, als Schaffner, Wärter oder auch Arbeiter. Haltestellen, Wärterwohnungen, Wirtschaftsbrunnen und Bahnhöfe mußten gebaut werden. Es wurden viele Anwohner beschäftigt.
Die Bahnstationen Marburg und Fronhausen waren für Wenkbach und die Nachbarorte „… zur Aufnahme des Lokalverkehrs …“ noch zu weit entfernt. Die Bürgermeister von Wenkbach und den umliegenden Dörfern richteten daher 1864 ein Gesuch an die kurfürstliche Polizeidirektion in Marburg, um die Einrichtung einer weiteren Haltestelle, etwa südlich von Niederweimar, zu erreichen. Als Begründung nannten sie den beträchtlichen Zeit- und Geldaufwand beim Verladen ihrer „mit eigenem Geschirr“ nach Marburg oder Fronhausen zu verbringenden Produkte. Man verwies besonders auch auf den dann zu erwartenden Aufschwung des Personenverkehrs und ganz besonders auch auf die bessere und billigere Transportmöglichkeit aus den umliegenden Sandsteinbrüchen Gisselberg, Niederweimar und Nähemühle. Alle Argumente halfen nichts, der Antrag wurde abgelehnt.
Nach einer erneuten Anfrage zeigte die Königliche Direktion der Main-Weser-Bahn aus Kassel, mit Schreiben vom 20. Februar 1879, ihre Bereitschaft „in der Nähe des Dorfes Wenkbach“ Züge anhalten zu lassen, wenn die betreffenden Ortschaften den Kostenbetrag von 1200 Mark für die Herstellung von „Perron“ und Beleuchtung bezahlen würden. In Niederwalgern wurde der Bahnhof 1895 in Betrieb genommen, die Bahnstrecke Niederwalgern – Weidenhausen ein Jahr zuvor.
Bahnhof Niederwalgern
Bahnübergang Wenkbach – Argenstein, alter Friedhof