Dorf-Geschichte | Das 20. Jahrhundert beginnt | |
Bau der Main-Weser-Bahn | Wenkbach ab 1950-1 | |
Landwirtschaft bis 1900 | Wenkbach ab 1950-2 | |
Stand und Situation 1858 | Wiederaufbau | |
Die Post | Der Wenkbach | |
Wenkbach um 1876 |
Ab 1950 war der Wiederaufbau in Deutschland in vollem Gange. Die Menschen konnten sich wieder etwas leisten. Ganz oben auf den Wunschlisten standen Radios, Fotoapparate und bald auch Autos. Das monatliche Nettoeinkommen einer hessischen Durchschnittsfamilie betrug 250 – 400 DM. Über 40% davon wurde für Lebensmittel gebraucht.
Auch mit den Gemeinden ging es nun aufwärts. Die kommunale Selbstverwaltung wurde verbessert durch neue Kreis- und Gemeindeordnungen. Ein Regierungsprogramm „soziale Aufrüstung des Dorfes“ sollte das Leben auf dem Lande verbessern und attraktiver gestalten. Der Bau von Wasserleitungen, Dorfgemeinschaftshäusern und Gefrierhäusern wurde gefördert.
Als erste vordringliche Maßnahme schaffte die Gemeinde Wenkbach auf eigene Kosten 1949 einen Leichenwagen an. Das Fahrgestell bezog man von der Firma Fuchs, Lollar. Wie von altersher war der Friedhof zu dieser Zeit noch zweigeteilt. Die linke Seite war im Besitz der Gemeinde Wenkbach. Hier wurden die verstorbenen Wenkbacher beerdigt. Die rechte Seite war die Begräbnistätte der Argensteiner und auch deren Eigentum. Im Jahre 1950 errichtete die Gemeinde Wenkbach, nach Absprache mit der Gemeinde Argenstein, auf deren Friedhofsteil eine Leichenhalle, die sie auch voll finanzierte. Die kleine Halle wurde ganz aus Sandsteinen erbaut. Beide Gemeinden trafen eine Übereinkunft, wonach die Leichenhalle wie auch der Leichenwagen der Gemeinde Argenstein gegen Zahlung einer geringen Benutzungsgebühr zur Verfügung stehen sollte.
Ebenso vordringlich war die Instandsetzung der innerörtlichen Straßen. Die Dorfstraße in Wenkbach war zu einem besseren Feld- oder Schotterweg verkommen. Hier reihte sich Loch an Loch oder besser Pfütze an Pfütze. Über das Wasserwirtschaftsamt Kassel, Außenstelle Marburg, wurden Angebote eingeholt. Im Oktober 1951 erhielt die Firma Heinrich Bier aus Marburg den Auftrag „zum Ausbau der Straße in Ortslage“ Wenkbach. Die Arbeiten begannen am 29. Oktober 1951 und waren Mitte Dezember 1951 abgeschlossen. Die ganze Fahrbahndecke wurde aufgerissen und mit Schotter ein neues „Vorprofil“ aufgebaut und profilmäßig eingewalzt.
Dorfstraße in den 50ziger Jahren, vor- und während des Ausbaues 1951, und nach Fertigstellung.
Als erste Straßenbeleuchtung wurden 1952 acht einfache Lampen an Spanndrähten über den Straßen aufgehängt. Vertragspartner war die EAM Marburg. Mit Lichtmasten und Auslegern erfolgte 1964 die Modernisierung und Vervollständigung.
In Wenkbach bemühte man sich seit Jahren ,für die Jugend eine Stätte zu schaffen, für sportliche und auch kulturelle Veranstaltungen. Bis dahin ohne Erfolg. Ab Juli 1953 setzte sich die Gemeinde, mit Bürgermeister Karber, gemeinsam mit dem Turn- und Sportverein 05 e.V. Wenkbach, mit dem Vorsitzenden Franz Kurras und dem Kassenwart Daniel Seibel, verstärkt für die Errichtung eines Sportplatzes ein. Die Bemühungen führten 1953 zum Erfolg. Es konnten die an der Rother Straße liegenden Grundstücke von Karl Müller und Heinrich Willershausen (Bachweg) erworben werden. Man erhielt Zuschüsse vom Land, Kreis, Sportverband und der Lottogesellschaft.
Der Ausbau des Platzes erfolgte fast ausschließlich durch Eigenleistung. Die großen Erdbewegungen übernahmen mit ihren schweren Maschinen Baueinheiten der amerikanischen Besatzungstruppen. Sie mußten dafür nur in Wenkbach untergebracht und verpflegt werden. Federführend und hilfreich hierbei war Jakob Dörr aus Lohra, der beim Sportverband arbeitete. Der Sportplatz konnte im Juni 1957 eingeweiht werden. Ein Jahr später war auch das Umkleidegebäude fertiggestellt. Möglich wurde die Anlage des Sportplatzes nur durch die unermüdlichen Bemühungen von Daniel Seibel, damals 1. Beigeordneter in Wenkbach und Bürgermeister Heinrich Karber.
Ab 1950 war die Gemeindeverwaltung bemüht, die Versorgung mit Trink- und Löschwasser für das Dorf sicherzustellen. Wie die meisten Nachbargemeinden besaß Wenkbach noch keine Wasserleitung. Nach vielen Verhandlungen und Planungen mit und durch den „Wasserverband Mittelhessische Wasserwerke“ Gießen, wurde 1955 ein Vertrag mit dem Landkreis Marburg geschlossen, zum Bau der Wasserversorgung der Gemeinde. Die technische Planung übernahm die Firma F.H. Kocks, Ingenieure, Koblenz, Außenstelle Gießen. Die Gemeinde erstellte eine Satzung für den Hausanschluß an die öffentliche Wasserleitung. In einer Sitzung des Gemeinderates Wenkbach, im Februar 1956, wurde festgelegt, daß für den Bau von Hausanschlüssen von jedem Hauseigentümer ca. 300.- DM aufgebracht werden müssen. Da nur ein geringer Teil der Einwohner in der Lage war diesen Betrag aufzubringen, wurde weiter beschlossen, diese Kosten im Darlehnswege durch die Gemeinde zur Verfügung zu stellen.
Die Arbeiten gingen zügig voran und konnten 1956 abgeschlossen werden. Die Häuser Born und Bischoff an der Hauptstraße, die außerhalb der Ortsbebauung lagen, erhielten erst drei Jahre später ihren Wasseranschluß.
Um dem Wassermangel für Löschzwecke abzuhelfen, hatte man bereits 1954/55 eine Löschwasserstauanlage an der Brücke des Wenkbachs, am Ortsausgang nach Oberweimar, durch die Firma Reutermann, Niederwalgern, errichten lassen. Die Schlosserarbeiten führte die Firma Paul Krebs, Niederweimar, aus. Zu den Kosten von etwa 5200 DM erhielt die Gemeinde Zuschüsse, auch von der Brandversicherungsanstalt.
Eine erforderliche zweite Stauvorrichtung wurde mitten im Dorf, vor der Brücke im „Gäßchen“, in vereinfachter Form gebaut. Diese Anlage war wichtig um im Ernstfall eine Löschwasserentnahmestelle für die Feuerwehr in schnell erreichbarer Nähe zu haben.